Erstmals veröffentlich am 01. April 2020 und fortlaufend aktualisiert; zuletzt aktualisiert am 08. Juni 2021 (Änderungen werden unten aufgeführt); alle Reviews dieser Sonderkollektion sind frei zugänglich
Diese Sonderkollektion ist Teil einer Serie von Kollektionen zu COVID-19. Diese Sonderkollektion ist auch auf Chinesisch (Kurzzeichen), Chinesisch (Langzeichen), Kroatisch, Tschechisch, Farsi, Französisch, Deutsch, Japanisch, Koreanisch, Bahasa Malaysia, Portugiesisch, Russisch, Spanisch und Thailändisch verfügbar.
Rauchen und Passivrauchen sind bekanntermaßen Risikofaktoren für akute Atemwegsinfektionen.[1] Es gibt unterschiedliche Ergebnisse bezüglich eines Zusammenhangs zwischen Rauchen und COVID-19. Ein Rapid Review mit veröffentlichten Studien hat herausgefunden, dass die Evidenz dazu nicht eindeutig ist.[2]
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt jedoch, mit dem Rauchen aufzuhören, um Risiken in Zusammenhang mit der aktuellen Coronavirus-Pandemie sowohl für Menschen, die rauchen, als auch für Menschen, die Passivrauch ausgesetzt sind, zu minimieren.[3]
Für viele Menschen ist es nicht einfach, mit dem Rauchen aufzuhören. Aber es gibt eine Reihe von Reviews, die Interventionen untersuchen, die bei der Raucherentwöhnung helfen sollen. Es gibt Evidenz, die darauf hindeutet, dass Raucher für die besten Erfolgschancen eine Kombination aus Medikamenten zur Raucherentwöhnung und Verhaltensunterstützung verwenden sollten.[4] Derzeit könnten die Möglichkeiten hierfür eingeschränkt sein, es gibt aber immer noch evidenzbasierte Wege, um Menschen zum Erfolg zu verhelfen. Cochrane Tobacco Addiction hat diese Sonderkollektion zur besten verfügbaren Evidenz zusammengestellt, um diesem Bedarf während der aktuellen COVID-19-Pandemie zu begegnen. Zu vielen Reviews in der Sonderkollektion gibt es ähnliche Cochrane Clinical Answers.
Diese Sonderkollektion enthält Cochrane Reviews zu den folgenden Themen: Medikamente; Verhaltensunterstützung; und allmähliches Aufhören. Interventionen, die den Vorgang des Rauchens imitieren, insbesondere E-Zigaretten, wurden von dieser Sonderkollektion ausgeschlossen, da die Risiken ihrer Verwendung vor dem Hintergrund der aktuellen Pandemie unklar sind. Cochrane Tobacco Addiction arbeitet daran, zu allen relevanten Informationen auf dem aktuellen Stand zu bleiben, um Menschen, die während dieser schwierigen Zeit mit dem Rauchen aufhören wollen, Unterstützung zu bieten.
Aktualisiert am 08. Juni 2021: Links zur Übersetzung in Chinesisch (Langzeichen), Kroatisch und Koreanisch hinzugefügt
Medikamente
Die Nikotinersatztherapie (NET) hat das Ziel, Nikotin aus Zigaretten vorübergehend zu ersetzen, um die Motivation, zu rauchen, und Nikotinentzugserscheinungen zu vermindern, und damit den Übergang vom Rauchen zur vollständigen Abstinenz zu erleichtern. Die NET ist eine sichere, wirksame, medikamentöse Behandlung, die einfach ohne Rezept in Supermärkten und Apotheken gekauft werden kann. Sie ist in Form von Pflastern, Kaugummi, Lutschtabletten und Sprays verfügbar. Die Evidenz weist darauf hin, dass Menschen am ehesten in der Lage sind, mit dem Rauchen aufzuhören, wenn sie eine Kombination von NET (d.h. gleichzeitige Verwendung eines Hautpflasters und einer schnell wirkenden Form von NET, wie Kaugummi oder Lutschtabletten) einsetzen und dass der Einsatz von NET in dieser Form genauso wahrscheinlich bei der Raucherentwöhnung hilft wie verschreibungspflichtige Medikamente zur Raucherentwöhnung.[5]
Nikotinersatztherapie versus Kontrolle zur Raucherentwöhnung
Dieser Review untersucht die Wirksamkeit und Sicherheit von NET (dazu gehören Kaugummis, Hautpflaster, Nasenspray und inhalierbare und orale Präparate) im Vergleich zu Placebo oder Interventionen ohne NET, um eine langfristige Raucherentwöhnung zu erreichen. Ähnliche Cochrane Clinical Answer: Wie verhalten sich einzelne, nicht verschreibungspflichtige Wirkstoffe zur Nikotinersatztherapie (NET) im Vergleich zu Placebo/nicht-NET-Wirkstoffen zur Raucherentwöhnung?
Obwohl die Evidenz eindeutig ist, dass der Einsatz von NET nach dem Rauchstopp wirksam ist, ist unklar, ob höhere Dosierungen, längere Behandlungsdauer oder Verwendung von NET vor dem Stopp diese Wirksamkeit erhöht. Dieser Review vergleicht die Wirksamkeit und Sicherheit von verschiedenen Dosierungen, Behandlungslängen und Darreichungsformen von NET zum Erreichen einer langfristigen Raucherentwöhnung. Ähnliche Cochrane Clinical Answer: Wie verhält sich eine kombinierte Nikotinersatztherapie (NET) im Vergleich zu Monotherapie bei Menschen, die mit dem Rauchen aufhören möchten?
Verhaltensunterstützung
Es wurde festgestellt, dass Verhaltensunterstützung zur Raucherentwöhnung, die per gedrucktem Material (wie das von vertrauenswürdigen Quellen wie dem NHS in Großbritannien oder dem CDC in den USA), Telefon, Internetprogrammen und Textnachrichtenprogrammen übermittelt wird, allesamt positive Auswirkungen auf die Entwöhnungsraten haben. Viele Länder betreiben Rufnummern, die Raucher zur Unterstützung anrufen können (allerdings sind diese während der Pandemie möglicherweise nicht alle besetzt), sowie Onlineprogramme und Informationen. Es ist wichtig, vertrauenswürdige Informationsquellen zu nutzen, wie jene von Regierungen oder die durch Gesundheitsdienste oder -anbieter bereitgestellt werden.
Die vier Cochrane Reviews in diesem Abschnitt liefern Evidenz zu diesen Methoden der Fernunterstützung.
Internetbasierte Interventionen zur Raucherentwöhnung
Obwohl viele Menschen eigenständig versuchen, mit dem Rauchen aufzuhören,erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, tatsächlich aufzuhören, durch die Beratung von Gesundheitsfachpersonal. Das Internet ist mit seiner großen Reichweite eine mögliche Plattform, um Menschen bei der Entwöhnung zu helfen. Dieser Review untersucht die Wirksamkeit von internetbasierten Interventionen zur Raucherentwöhnung, ob die Wirksamkeit von Interventionen durch zugeschnittene oder interaktive Funktionen beeinflusst wird und ob ein Unterschied in der Wirksamkeit zwischen Jugendlichen, jungen Erwachsenen und Erwachsenen besteht. Ähnliche Cochrane Clinical Answer: Wie verhalten sich zugeschnittene und nicht zugeschnittene internetbasierte Interventionen zur Raucherentwöhnung bei Erwachsenen im Vergleich zu aktiven und inaktiven Kontrollen und im Vergleich zueinander?
Textnachrichten für Mobiltelefone und App-basierte Interventionen zur Raucherentwöhnung
Mobiltelefonbasierte Unterstützung bei der Raucherentwöhnung bietet die Möglichkeit, Verhaltensunterstützung für jene bereitzustellen, die nicht in der Lage sind, persönliche Unterstützung in Anspruch zu nehmen, oder dies nicht möchten. Außerdem kann diese Unterstützung automatisch erfolgen und somit sogar in Settings mit wenigen Ressourcen bezahlbar bereitgestellt werden. Dieser Review untersucht, ob Interventionen zur Raucherentwöhnung per Mobiltelefon die Entwöhnungsraten bei Rauchern erhöhen. Ähnliche Cochrane Clinical Answer: Gibt es Evidenz aus randomisierten kontrollierten Studien, um den Einsatz von mobiltelefonbasierten Interventionen zur Raucherentwöhnung zu unterstützen?
Auf Druckmedien basierende Selbsthilfeinterventionen für die Raucherentwöhnung
Viele Raucher hören eigenständig mit dem Rauchen auf, allerdings könnten Materialien, die ein strukturiertes Programm vorgeben, das sie befolgen können, die Anzahl an erfolgreichen Entwöhnungen steigern. Dieser Review hat das Ziel, die Wirksamkeit verschiedener Formen gedruckter Selbsthilfematerialien, die Rauchern ein strukturiertes Programm zum Befolgen bereitstellen, im Vergleich zu keiner Behandlung und anderen Strategien mit minimalem Kontakt zu beurteilen; und die vergleichende Wirksamkeit verschiedener Bestandteile und Merkmale gedruckter Selbsthilfe, wie Computer-generiertes Feedback, zusätzliches Material, auf Individuen zugeschnittenes Material und Material für bestimmte Zielgruppen, zu bestimmen. Ähnliche Cochrane Clinical Answer: Wie verhalten sich zugeschnittene und nicht zugeschnittene Selbsthilfe-Interventionen im Vergleich mit keiner Selbsthilfe oder miteinander zur Raucherentwöhnung?
Telefonische Beratung bei der Raucherentwöhnung
Telefondienste können Rauchern Informationen und Unterstützung bieten. Die Beratung kann proaktiv erfolgen oder in Reaktion auf Anrufer der Rauchstopp-Rufnummern angeboten werden. Dieser Review beurteilt die Wirkung von telefonischer Unterstützung, um Rauchern beim Aufhören zu helfen, einschließlich proaktiver oder reaktiver Beratung oder dem Angebot weiterer Informationen für Raucher, die eine Rauchstopp-Rufnummer anrufen. Ähnliche Cochrane Clinical Answer: Was sind die Wirkungen von telefonischer Beratung zur Raucherentwöhnung?
Allmähliches Aufhören
Die COVID-19-Pandemie ist eine noch nie dagewesene und belastende Situation und große Verhaltensänderungen während dieser Zeit können unerreichbar wirken. Für Menschen, die nicht versuchen können, sofort mit dem Rauchen aufzuhören, ist eine Möglichkeit, die Anzahl an gerauchten Zigaretten zu vermindern, bevor sie ganz aufhören. Es gibt Evidenz, die nahe legt, dass Menschen, die weniger Rauchen, bevor sie ganz aufhören, genauso erfolgreich mit der Entwöhnung sein könnten wie jene, die abrupt aufhören.
Allerdings ist es generell von Vorteil, früher als später aufzuhören, um die gesundheitlichen Risiken, die mit Tabakrauchen in Verbindung stehen, so weit wie möglich zu senken, da es keine eindeutige Evidenz dafür gibt, dass eine Verminderung der Anzahl an gerauchten Zigaretten ohne komplett aufzuhören eine nutzbringende Wirkung auf die Gesundheit hat. Daher sollten Menschen, die das Rauchen vor dem Rauchstopp vermindern wollen, idealerweise sicherstellen, dass die Reduzierungsphase so kurz wie möglich ist, d.h. eher Tage oder Wochen als Monate. Für einen kurzfristigen Plan könnte es von Vorteil sein, einen Ausstiegstag und spezifische Reduktionsziele (z.B. senken um ein Drittel der üblichen Zigaretten in der ersten Woche, zwei Drittel in der zweiten Woche und bis keine in der dritten Woche) festzulegen, da es keine Evidenz aus Cochrane Reviews gibt, die zeigt, dass dies weniger wirksam ist, als andere Ansätze um allmählich aufzuhören. Der Einsatz einer schnell wirkenden Form von NET, wie Kaugummi oder Lutschtabletten, um Zigaretten zu ersetzen, erhöht die Erfolgschancen und kann sicher eingesetzt werden, während noch geraucht wird.
Raucherentwöhnung durch Interventionen zur Reduktion des Tabakkonsums
Normalerweise wird den meisten Menschen empfohlen, an einem festgelegten Tag abrupt mit dem Rauchen aufzuhören. Allerdings haben viele Raucher schon oft versucht aufzuhören und möchten vielleicht eine andere Methode ausprobieren. Das Rauchverhalten vor dem Aufhören zu senken, könnte eine alternative Methode zur Entwöhnung sein. Allerdings ist wichtig sicherzustellen, dass abruptes Aufhören nicht wirksamer ist, als das allmähliche Aufhören, und herauszufinden, ob es Möglichkeiten gibt, die Reduktionsmethoden zu optimieren, um die Erfolgschancen der Entwöhnung zu erhöhen. Dieser Review untersucht die Wirkung von Interventionen zur Reduktion des Tabakkonsums vor dem Aufhören auf die langfristige Raucherentwöhnung. Ähnliche Cochrane Clinical Answer: Wie verhalten sich verschiedene Interventionen zur Raucherentwöhnung im Vergleich zueinander im Hinblick auf die langfristige (≥ 6 Monate) Raucherentwöhnung?
Referenzen
1. Centers for Disease Control and Prevention. Health effects of secondhand smoke, 27 February 2020. www.cdc.gov/tobacco/data_statistics/fact_sheets/secondhand_smoke/health_effects
2. Simons D, Shahab L, Brown J, Perski O. (2020). The association of smoking status with SARS-CoV-2 infection, hospitalisation and mortality from COVID-19: A living rapid evidence review. Qeios. https://doi.org/10.32388/UJR2AW
3. World Health Organization. Tobacco Free initiative: Tobacco and waterpipe use increases the risk of suffering from COVID-19. www.emro.who.int/tfi/know-the-truth/tobacco-and-waterpipe-users-are-at-increased-risk-of-covid-19-infection.html (aufgerufen am 19. März 2020).
4. Stead LF, Koilpillai P, Fanshawe TR, Lancaster T. Combined pharmacotherapy and behavioural interventions for smoking cessation. Cochrane Database of Systematic Reviews 2016;(3):CD008286. https://doi.org/10.1002/14651858.CD008286.pub3
5. Cahill K, Stevens S, Perera R, Lancaster; T. Pharmacological interventions for smoking cessation: an overview and network meta-analysis. Cochrane Database of Systematic Reviews 2013, Issue 5. Art. No.: CD009329. https://doi.org/10.1002/14651858.CD009329.pub2
Danksagung
Diese Sonderkollektion wurde von Jamie Hartmann-Boyce und Nicola Lindson (Cochrane Tobacco Addiction Group) in Zusammenarbeit mit Toby Lasserson (Deputy Editor in Chief) und Monaz Mehta (Editor) im Cochrane Editorial Methods Department entwickelt.
Übersetzung
Diese Sonderkollektion wurde am 04.11.2020 von Cochrane Deutschland ins Deutsche übersetzt.
Bildnachweis
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Cochrane Editorial and Methods Department (emd@cochrane.org)